Bad Boll

Europa / Deutschland / Baden-Württemberg / Schwäbische Alb / Bad Boll

Unterkünfte in der Nähe für Sie zusammengetragen



Bad Boll (bis zum 31. Mai 2007: Boll) ist eine Gemeinde im Landkreis Göppingen in Baden-Württemberg.

Bad Boll liegt am Nordrand der Schwäbischen Alb rund zehn Kilometer südlich von Göppingen zwischen den Gemeinden Aichelberg, Dürnau, Gruibingen und Zell u. A. Im Südosten von Bad Boll liegt der zur Gemarkung Gruibingen gehörende Kornberg (779 m ü. NN). Mit Gruibingen teilt die Gemeinde das südlich liegende ca. 122 ha große Naturschutzgebiet Teufelsloch-Kaltenwang. Südlich der Gemeinde liegt die Höhenwiese Boller Heide, ein beliebtes Ausflugsziel.

Die erste urkundliche Erwähnung der Propstei durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa datiert auf das Jahr 1155.

Die ersten menschlichen Spuren stammen aus der Zeit keltischer Besiedelung (ca. 700–200 v. Chr.) in Form einer Anlage (vermutlich einer Fliehburg) im Bereich Bertaburg auf dem Kornberg. Spuren römischer Besiedelung in Form eines Gutes wurden durch Scherbenfunde im Bereich des Ortsteils Bad Boll nachgewiesen. Nach dem Fall des Limes im dritten Jahrhundert wurde die Gegend durch Alemannen besiedelt und der heutige Ortsteil Sehningen gegründet.

Vermutlich um 800 n. Chr. wurde eine erste Kirche gebaut, deren Spuren in Form der Krypta der heutigen Stiftskirche zu finden sind. In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts soll Berta von Boll, die ihren Witwensitz auf der Bertaburg gehabt haben soll, eine Propstei gestiftet haben, die 1155 urkundlich erwähnt wurde. In diesem Zusammenhang wurde die Stiftskirche St. Cyriakus auf der vorigen Kirche erbaut. Ab 1332 erscheint Graf Ulrich von Württemberg († 1348) dort als Stiftspropst.

1595 wurden die Schwefel- und Thermalquellen im Bereich des Ortsteils Bad Boll gefunden. 1596 wurde das heutige Kurhaus in seiner ersten Form von Heinrich Schickhardt erbaut.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die im Ortskern befindliche evangelische Stiftskirche St. Cyriakus ist eine in reiner Form erhaltene romanische dreischiffige flachgedeckte Pfeilerbasilika aus dem 12. Jahrhundert. In ihr wurde 1902 der Komponist Max Reger mit Elsa von Bercken getraut. Unter dem Chor befindet sich eine Krypta der Vorgängerkirche. Die Kirche ist seit 1977 eine Sehenswürdigkeit an der Straße der Staufer.

Auf dem Kornberg südöstlich von Bad Boll befinden sich Geländevertiefungen, die als Wehrgräben einer früheren Bertaburg gedeutet werden, in der einst Berta von Boll ihren Witwensitz gehabt haben soll.

Während der Grabungen nach den Thermalquellen wurden auch in Bad Boll Fossilien gefunden. Diese befinden sich zum Teil in öffentlichen Gebäuden wie dem Rathaus, der Rehaklinik (Kurhaus) oder der Schule in Bad Boll. Außerhalb Bad Bolls sind Boller Fossilien auch im Urwelt-Museum Hauff in Holzmaden und dem Museum am Löwentor in Stuttgart zu finden.

Der Tag der Deutschen Einheit ist seit dem Jahr 2000 in Bad Boll ein verkaufsoffener Feiertag. 2005 wurde man anlässlich des 850. Jubiläums der ersten Nennung des Ortes in einer Urkunde von Kaiser Friedrich I. Barbarossa sensibilisiert für dessen Tante Berta von Boll. Im selben Jahr wurde das Theaterstück Frau Berta auf dem Bollen aufgeführt. Seit 2010 wird der Tag der Deutschen Einheit in Bad Boll als Berta-Tag gefeiert. Zu diesem Anlass hat der Boller Bildhauer Alois Wild eine Berta-Säule geschaffen, die seither jedes Jahr am Berta-Tag beim Rathaus aufgestellt wird.

Vor der Stiftskirche wurde am 3. Oktober 2013 eine von Markus Wolf geschaffene Stauferstele errichtet, die an die erste urkundliche Erwähnung des Ortes in einer Urkunde von 1155 sowie an Berta von Boll erinnert.

Im Ortsteil Bad Boll befindet sich die Evangelische Akademie Bad Boll, die erste ihrer Art in Deutschland, mit einem Tagungszentrum. Ein weiteres großes Tagungszentrum ist das Seminaris Hotel Bad Boll.

Weiterhin gibt es eine Kur- und Rehaklinik, die die Thermalquellen nutzt. Am südlichen Ende der Gemeinde befindet sich in Hanglage ein Freibad mit drei Becken und Kinderrutsche.

Bad Boll ist neben Herrnhut und Zeist Sitz der Direktion (Kirchenleitung) der Europäisch-Festländischen Provinz der Herrnhuter Brüdergemeine.

Der Ortsteil Eckwälden ist Sitz des von Rudolf Hauschka gegründeten Kosmetik- und Arzneimittelbetriebs Wala Heilmittel sowie vieler weiterer anthroposophischer Einrichtungen.